Das Los war mal wieder auf mich gefallen, als eine von acht Delegierten in Unterfranken, meine Stimme auf dem Bundesparteitag der Liberalen in Nürnberg zu erheben. Mindestlohn war nicht mein Thema. Gesundheitspolitk, mein Steckenpferd, rangiert bei den Liberalen weit unter ihren Möglichkeiten. Deshalb nahm ich mir vor, die Frauenquote anzusprechen.
Kein einfaches Unterfangen
Es gab einen Satzungsänderungsantrag pro Quote, der schon vorher von der Satzungskommission als undurchführbar eingeschätzt wurde. Es gab einen Antrag des Landesverbandes Sachsen auf Ablehnung jeglicher Frauenquote. Also, da konnte ich keine Lorbeeren ernten. Ich konnte überhaupt keine Lorbeeren ernten, das wusste ich. Aber ich wollte zumindest Flagge zeigen. In zwei Nebensätzen wurden in zwei Anträgen jeweils ein Verweis auf die Ablehnung jeglicher Quote formuliert. Da wollte ich ansetzen. Dreimal versuchte ich es mit einer Wortmeldung… und siehe da, beim dritten Mal klappte es.
Streichung der Ablehung jeglicher Quote beantragt
Ich beantragte die Streichung der Ablehnung jeglicher Quote bei der Besetzung von Aufsichtsräten und Vorständen von Konzernen. Das war unverfänglich und noch kein Antrag auf eine Quote.
Ich verwies darauf, dass es hier wohl um die Besetzung von Posten mit weiblichen Aufsichtsräten ginge. Man solle nicht so tun, als ob alles in den Unternehmen zum Besten sei. Schließlich hätten wir ja eine Männerquote von 86 Prozent. Lachen im Publikum von vielen Seiten. Schön, denn wenn jemand lacht, hat man schon halb gewonnen. Aber ich traute meinen Augen kaum: Es freute sich genau die junge Frau, die vor zwei Monaten beim Landesparteitag in Fürth die Ablehnung der Quote vehement verteidigt hatte. Wunderbar.
Ich verwies auf die Rede von Dr.Rösler, der zur Quote sagte,“ Wir alle wissen, dass hier manches im Argen liegt…“ Ich verwies auf Christian Lindner, der in einem FAZ-Artikel quotenfrei die Wahlfreiheit und Chancengleichheit von Frauen verbessert sah (??). Ich verwies auf die Frauen, die in der Kirche zu schweigen hatten und das Fußvolk bildeten…
Naja, es war mir bewusst: Ich würde nicht obsiegen.
Aber mit der Reaktion von Patrick Döring hatte ich nicht gerechnet: „Das ist genau die Diskussion, die wir nicht wollen.“ Aha. „Wir machen kein Gesetz für 200 zu vergebende Posten“ (Da war eine Quote von 20 Prozent eingerechnet, wie nett).
Die Quote hatte ich gar nicht beantragt. „Außerdem könnten die Frauen auf den Aktionärsversammlungen ja Frauen wählen.“ Statistisch gesehen, ist dieser Vorschlag was für Looser.
Die Partei sollte nur endlich mal ihren Mund halten. Wenn wir schon keine Lösung dafür anbieten, dass die Frauen nur schwer aufsteigen, dann sollten wir uns mal wenigstens Zeit fürs Nachdenken lassen.
Für mich war der Parteitag fürs erste gelaufen.
Ich suchte mein Hotel in der Innenstadt von Nürnberg, streifte durch die berühmte Blauen Nacht in Nürnberg – wie beziehungsreich.
Am nächsten Tag noch ein paar Gespräche mit Staatsminister Martin Zeil zu Förderprojekten in Bad Kissingen, mit Staatssekretärin Katja Hessel zum Kissinger Sommer (Einladung) und mit Frau Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger zu Terminen in Bad Kissingen. Sie kommt am 30. August 13.