In seiner sehr persönlich gehaltenen Laudatio stellte Dr. Thomas Richter, Direktor der Museen der Stadt Aschaffenburg, drei Aspekte in den Vordergrund, die ihm "im Urteil der Menschen" über Jürgen Lenssen immer aufgefallen seien. Erstens das Vertrauen und die Zuneigung, die jene Menschen Jürgen Lenssen entgegenbrächten, die sich aktiv mit ihm für deren Heimat einsetzten. Dann: Lenssens Engagement dafür, dass die "Kirche sich öffne und nach allen Seiten in die Welt wirke, wie auch die Welt in die Kirche hineinwirke". Und schließlich: Lenssens Überzeugung, "dass Kunst und kirchliche Praxis, Verkündigung, Hand in Hand gehen können und dass der liturgische Raum dafür das zentrale Handlungsfeld darstellt." In diesem Zusammenhang ließ Thomas Richter nicht unerwähnt, dass es in Lenssens Handeln "manches Mal nicht ohne engagierte Diskussionen" abgegangen sei.
Nach Berufung als Kunstreferent der Diözese Würzburg durch Bischof Scheele sei Dr. Jürgen Lenssen nicht immer auf einhellige Zustimmung gestoßen. Kunst müsse jedoch nachdenklich machen und den Blickwinkel verändern. Das Konzept der Diözese, Lenssens Konzept, sei es gewesen, nicht nur in Würzburg präsent zu sein.
So ist die Hand des Kunstreferenten in der Kartause Astheim, in Gerolzhofen, in Haßfurt, in Dettelbach, in Oberschwappach, in Miltenberg auf der Mildenburg und natürlich in Würzburg sichtbar. Dabei setze Lenssen historisch-christliche Themen gegen die Werke moderner und gegenwärtiger Künstler. In diesem Wechselspiel werde deutlich, dass die Konfrontation des Alten mit dem Neuen keineswegs frei sei von Brüchen, Umwegen und Konfrontationen. Als Erneuerer (Renovator) ehrwürdiger Kirchen wie Neumünster und dem Würzburger Dom hat Lenssen den Denkmalpreis des Landes Bayern bekommen. Er habe die Kirchen nicht grundlegend verändert, sondern ihre Achsen freigelegt und sie auf das Wesentliche hingeführt. Der Kirchenraum sei nicht "Spielort" oder Aufführungsort, sondern Sammlungsort. Richter machte Lenssen Mut, weiterhin Projekte im kirchlichen Raum anzupacken.
Der Preisträger selbst wies in seiner Dankesrede darauf hin, dass es ihm wichtig sei, mit den hier Versammelten in einem Kontext in Verbindung zu sein, der über den heutigen Tag hinausgehe. Er selber sehe durchaus, dass er etwas habe bewegen können in seinem Leben. Er sei dankbar, dass ihm Bischof Scheele mit seiner Berufung zum Kunstreferenten der Diözese Würzburg dies ermöglicht habe. Er habe sich immer als Franke gefühlt, auch wenn er hier nur die ersten Lebensjahre im Grabfeld verbracht habe. Er wollte immer zurück nach Franken. Die Geschichten auf der Bank vor dem Elternhaus, das Wandern mit dem Onkel durch die Landschaft, der Besuch der barocken Kirchen, all das habe sich ihm tief eingeprägt. Dies habe für ihn Lebensgrund geschaffen. Er könne auf festem Boden stehen. Dies könnten heute viele Menschen nicht mehr. Sie hätten keine Heimat. Es sei Aufgabe des Bezirks Unterfranken, dazu beizutragen, dass Menschen festen Grund fänden, dass sie sich zu Hause fühlten. Er forderte den Bezirkstag auf, alles zu tun, dass die Menschen sagen könnten: Hier bin ich daheim.
Der 1947 in Mönchengladbach geborene Theologe und Kunsthistoriker war bei zahlreichen Kirchen-Neugestaltungen in Unterfranken und zuletzt auch bei der Renovierung des Würzburger Kiliansdoms federführend. Unmittelbar neben dem Dom eröffnete 2003 unter Lenssens künstlerischer Leitung das "Museum am Dom", das sich seitdem zu einer überregional anerkannten Adresse für historische und zeitgenössische Sakralkunst entwickelt hat.
Fotos Kulturpreis für Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen
Astheim, 9. September 2013
Kultur wesentlicher Bestandteil unserer Heimat
Kulturpreis für Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen
Mit dem Kulturpreis des Bezirk Unterfranken wurde Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen ausgezeichnet. Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel lobte in seiner Ansprache den Preisträger als eine "Persönlichkeit, die durch ihr bedeutsames kulturelles Schaffen" eng mit Unterfranken verbunden sei. Kultur sei ein wesentlicher Bestandteil unserer Heimat, sagte Dotzel.